Ein Beamer-Leitfaden

Interview mit Gerd Kaiser von Sharp/NEC

Beamer spielen sowohl im beruflichen als auch im privaten Bereich eine entscheidende Rolle. Sie ermöglichen es, Präsentationen in Besprechungsräumen lebendig zu gestalten, Lerninhalte in Klassenzimmern interaktiv zu vermitteln und Kinofilme im eigenen Wohnzimmer in Grossformat zu geniessen. Doch wie findet sich der passende Beamer in der Vielfalt von Technologien und Spezifikationen? In diesem Beitrag führen wir ein Interview mit Gerd Kaiser von Sharp/NEC, der Licht ins Dunkel der Beamer-Technik bringt. Von den grundlegenden Unterschieden zwischen LCD, DLP, LCOS und Laserbeamern bis hin zu spezifischen Empfehlungen für verschiedene Einsatzgebiete – dieses Interview enthält praktische Tipps für Ihren nächsten Beamerkauf.

Gerd Kaiser teilt seine Expertise rund um Beamer

Lieber Herr Kaiser, was sind Ihre Aufgaben bei Sharp/NEC und warum kennen Sie sich mit Beamern bestens aus?

Nach über 12 Jahren Tätigkeit als Projektoren Sales Manager und nun schon 16 weiteren Jahren als EMEA Senior Product Manager für Projektoren und Digitale Kinoprojektoren bei Sharp/NEC sind Projektoren und all ihre technischen Details nicht nur Gegenstand meiner beruflichen Tätigkeit, sondern auch ein Teil meines Lebens geworden.

Können Sie die grundlegenden Unterschiede zwischen den Beamer-Technologien wie LCD, DLP, LCOS und Laser erklären? Und welche Charakteristiken weisen die Projektionstechniken jeweils auf?

Zur LCD-Technologie:

Bei der LCD-Technologie durchdringt das in die Farben Rot/Grün/Blau aufgeteilte Licht jeweils eines von drei LCD-Panels, das dann jeden einzelnen der 1920x1200 Pixel (WUXGA) in feinen Stufen abdunkeln kann. Die drei so entstehenden Bilder werden über ein Prisma wieder vereint und das entstandene farbige Bild fällt durch die Optik auf die Leinwand. Die LCD-Technik ermöglicht sehr leuchtende Farben.

LCD-Panels brauchen eine starke Kühlung und konnten lange Zeit nicht staubdicht versiegelt werden. Erst Sharp/NEC gelang es vor einigen Jahren, eine komplett staubdicht versiegelte optische Engine zu entwickeln, die vollkommen filterlos arbeitet und auch noch extrem leise sein kann. So entstanden die leisesten verfügbaren filterlosen LCD-Projektoren in der 5000 Lm Klasse, die Sharp/NEC P-Serie.

Zur DLP-Technologie

Beim 1DLP wird das Licht von einem spiegelnden DLP-Chip reflektiert, der aus 1920x1200 (WUXGA) einzelnen kleinen Spiegelchen besteht. Jeder dieser Spiegel kann in Richtung Optik oder in Richtung eines Lichtabsorbers gekippt werden, womit ein weisser oder ein schwarzer Lichtpunkt auf der Leinwand entsteht. Graustufen werden durch die Kippdauer ermöglicht und die Farben liefert ein Farbrad vor dem DLP, welches das weisse Licht abwechselnd rot, grün oder blau auf den Chip schickt. Diese drei Farben und die dazu entsprechenden Spiegel wechseln so extrem schnell, dass der Betrachter ein konstantes buntes Bild auf der Leinwand sieht. 

Allerdings bemerken empfindliche Augen ein leichtes «Flackern» der drei Einzelfarben und man spricht vom sogenannten Regenbogeneffekt. Und das ist auch schon der kleine Nachteil der DLP-Technologie. Allerdings drehen heutzutage die Farbräder so schnell, dass dieser Effekt kaum noch wahrnehmbar ist. Das bekannt weniger leuchtende Rot des 1DLP-Systems wird heute durch eine Laser-Lichtquelle mit zusätzlichen roten Laserdioden verstärkt. DLP-Bausteine zeichnen sich zudem durch eine lange Lebensdauer aus.

LCD-, DLP- und Laser-Modelle im Vergleich

Beide Technologien sind somit sehr unterschiedlich: LCD-Panels werden vom Licht durchstrahlt, während DLP-Bausteine das Licht reflektieren. Die Auswahl des entsprechenden Projektorenmodells ist aber ganz allein von den Vorlieben der Nutzer sowie den gezeigten Inhalten abhängig. Beim Vergleich Lampe vs. Laser ist die Antwort schon deutlicher, denn Laser-Lichtquellen überzeugen mit einer höheren Leuchtstärke von bis zu 70.000 ANSI Lumen, einer längeren Lebensdauer von mindestens 20.000 Stunden, einem geringeren Helligkeitsabfall im Verlauf der Lebensdauer sowie einer gleichmässigeren Ausleuchtung des Bildes. Zudem sind Laserprojektoren nahezu wartungsfrei, da der Lampenwechsel entfällt.

Lampen sind als Lichtquelle inzwischen wegen des etwas günstigeren Preises nur noch für Einsteiger-Projektoren bis ca. 4000 Lm im Einsatz. Alle helleren Projektoren nutzen aufgrund der genannten Vorzüge die Laser-Technologie.

Die Helligkeit eines Beamers wird oft in Ansi-Lumen angegeben. Welche Bedeutung hat diese Einheit und wie wirken sich unterschiedliche Lichtquellen wie Lampen, LEDs und Laser auf die Bildqualität aus?

Lumen ist ein Mass für die Menge des sichtbaren Lichts, das von einer Lichtquelle abgegeben wird. Je höher die Zahl der angegebenen Spezifikation des Projektors ist, desto heller ist das projizierte Bild.

Da die Helligkeit unabhängig von der verwendeten Technologie gemessen wird, hat die Art der Lichtquelle keine Relevanz für die Spezifikation. Was die Bildqualität angeht, so hängt diese von vielen Faktoren ab: Auflösung, Helligkeit, vom Farbraum des Projektors, der Leinwandqualität, vom Reflexionsfaktor der Leinwand und nicht zuletzt auch der Raumhelligkeit. Die Laser-Lichtquelle hat hierbei Einfluss auf den Farbraum (RB Laser oder RGB Laser), die komplette Bildausleuchtung und die sehr lange konstante Helligkeit des Lasers. LED-Lichtquellen hingegen liefern zwar gute Farben, sind aber in der Helligkeit sehr begrenzt.

Wie wichtig ist die Auflösung eines Beamers für die Bildqualität? Und inwiefern lohnt es sich, in einen Beamer mit 4K zu investieren?

Wie immer, wenn es um Auflösung geht, ist der Betrachtungsabstand das ausschlaggebende Element. Je kleiner der Betrachtungsabstand, desto höher sollte die Auflösung sein. Auch der Content, der dargestellt werden soll, spielt eine massgebliche Rolle. Werden beispielsweise filigrane Inhalte gezeigt, ist die Auflösung wichtiger als bei grossformatigen Elementen einer Präsentation. Es gilt, den speziellen Anwendungsfall zu prüfen, um zu entscheiden, ob eine aktuelle WUXGA-Auflösung passt oder es doch lieber schon 4K sein sollte.

Beamer werden zunehmend auch für Veranstaltungen im Freien genutzt. Welche Modelle eignen sich besonders für den Outdoor-Einsatz und welche Faktoren sollten dabei berücksichtigt werden?

Bei Outdoor-Veranstaltungen geht es immer um „das grosse Bild“ und eine nicht kontrollierbare Umgebungshelligkeit. Somit müssen die Projektoren sehr hell sein und über entsprechende Optiken verfügen, damit sie den Gegebenheiten und dem Projektionsabstand entsprechend installiert werden können. Wichtig sind natürlich auch Funktionen, die die Installation vereinfachen. Je nach Anwendungsfall sollten die Projektoren über die Edge-Blending-Funktion verfügen, mit der mehrere Projektoren zusammen ein noch grösseres Bild darstellen können. Auch an ein wasserfestes Klimagehäuse sollte man denken, wenn die Geräte im Freien stehen.

Die Trapezkorrektur ist ein wichtiges Feature, um Verzerrungen im Bild zu korrigieren. Wie funktioniert das und in welchen Situationen ist dies besonders nützlich?

Die Trapezkorrektur ist mittlerweile Standard und kommt immer dann zum Einsatz, wenn ein Projektor nicht genau zentriert zur Leinwand aufgestellt oder installiert werden kann – was tatsächlich der Normalfall ist. Dann ist das Bild verzerrt – man kennt das Prinzip der stürzenden Linien aus der Fotografie. Mit der Trapezkorrektur kann man das Bild quasi wieder «gerade ziehen». Diese Korrektur wird elektronisch ausgeführt und führt somit zu einer «Verformung» des Originalbildes, die immer mit kleinen Qualitätseinbussen behaftet ist.

Wesentlich besser und völlig ohne jeglichen Qualitätsverlust ist der Einsatz des sogenannten Lens Shifts, den gehobenere Projektorenmodelle anbieten. Die Optik verschiebt sich hierbei mechanisch vertikal und horizontal und bewegt dabei das Bild auf der Leinwand in die entsprechende Richtung, bis es «punktgenau» in den vorgesehenen Rahmen passt.

Welche Beamer eignen sich besonders für Präsentationen in hell beleuchteten Konferenzräumen oder für den Heimkino-Einsatz?

Fangen wir beim Heimkino an. Für das perfekte Filmerlebnis sitzt man in einem abgedunkelten Raum, damit kein Lichteinfall das Kinofeeling trübt. Wichtig sind ein guter Kontrast, tiefe Schwarzwerte und natürliche Farben. Die Helligkeit spielt, wegen des abgedunkelten Raums, keine so entscheidende Rolle. Die meisten Heimkino-Beamer verfügen über eine Leuchtstärke von unter 3.000 Lumen und liefern einen guten Schwarzwert. Je nach Auflösung des Filmes spielt natürlich auch die Auflösung des Projektors eine Rolle.

Ganz andere Bedingungen zeigen sich beim Business-Einsatz in hellen Konferenzräumen. Hier ist es wichtig, die bereits genannten Gegebenheiten zu prüfen, um dann das passende Gerät zu wählen:

  • Wie hell ist der Raum und wie hell muss der Projektor entsprechend sein, damit er noch einen guten Kontrast liefert? Das lässt sich von Experten leicht errechnen.
  • Wie gross ist der Betrachtungsabstand und wie breit ist die Leinwand? Daraus ergibt sich die Wahl der richtigen Optik.
  • Wie nah ist der Projektor zum Vortragenden und/oder dem Publikum installiert? Ist der Projektor nah, sollte man Wert auf ein besonders leises Gerät legen, damit keine Störgeräusche auftreten. Ist er in grösserer Entfernung, zum Beispiel in einem Auditorium an der Decke installiert, ist das Lüftergeräusch vernachlässigbar. Dafür ist aber die Frage der Wartung wichtig.

Alles in allem sind also viele Faktoren abzuwägen. Mit unserem breiten Projektoren-Portfolio können wir jedoch für (fast) jeden Business-Einsatz eine passende Lösung anbieten.

Zum Abschluss, wie sehen Sie die Zukunft der Beamer-Technologie? Gibt es bestimmte Trends oder Innovationen, auf die wir uns freuen können?

Die Projektorentechnologien sind inzwischen so ausgereift und die Bildqualität ist so gut, dass hier in nächster Zukunft mit keiner technologischen Änderung zu rechnen ist. Der Trend geht jedoch klar zu helleren Projektoren und in Universitäten und Museen zu 4K-

Auflösung. Als Laser-Lichtquellen werden bei High-End-Geräten RB Laser eingesetzt. Diese nutzen neben dem üblichen blauen Laser noch zusätzlich roten Laser für eine erweiterte Farbdarstellung. 

Zudem wird der Staubschutz immer wichtiger. Geräte mit IP5X-Zertifizierung bürgen hier für eine gleichbleibende Bildqualität über lange Zeit. Und nicht zuletzt werden die neuen Projektorenmodelle immer leiser. Niemand möchte mehr ein dröhnendes Projektorenrauschen hören, wie es vor einigen Jahren noch üblich war. Sharp/NEC hat hier mit der Entwicklung der superleisen und staubgeschützten Sealed Engine einen Trend für die Zukunft gesetzt.

Vielen Dank für diesen spannenden Einblick und fürs Teilen Ihres Wissens. 

Melden Sie sich bei Cédric-Nicolas Gremlich oder bei Heinz Meli vom SECOMP Pro AV Team, um mehr über Beamer zu erfahren oder damit die beiden Ihre spezifischen Fragen beantworten können.

cedric.gremlich@secomp.ch

heinz.meli@secomp.ch

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